Ungeklärte Filmenden, die viele Zuschauer falsch verstanden haben
So manches Ende ist nicht einfach nur offen, sondern sorgt für hitzige Diskussionen. Wir klären Filmenden auf, die bis heute viele falsch verstanden haben
Ein Film ist nicht einfach nur gut, wenn die Handlung spannend und mitreißend ist, sondern wenn er auch zum Nachdenken anregt. Für viele fühlt es sich besonders cool an, wenn das Filmende total überraschend kommt und eben nicht vorhersehbar war. So manches Filmende kam allerdings so überraschend oder war so ungeklärt bis jetzt, dass viele Zuschauer es tatsächlich falsch verstanden haben. Deshalb klären wir hier neun offene Enden auf, die für sehr viel Verwirrung gesorgt haben.
Wenn man an ein offenes Ende denkt, denkt man wohl meistens zuerst an:
#1 Inception
Christopher Nolan hat sich einen Namen damit gemacht, sein Publikum zu verwirren und ziemlich ratlos zurück zu lassen. In „Inception“ aus dem Jahr 2010 mit Leonardo DiCaprio reist ein Team von Spezialist*innen mithilfe einer speziellen Technologie in die Träume anderer Menschen, um dort geheime Informationen zu extrahieren oder Ideen zu pflanzen. Der Protagonist Cobb erhält den Auftrag, eine besonders riskante Mission zu übernehmen, die ihm jedoch die Chance auf ein normales Leben bieten könnte. Der Film springt zwischen Traum und Realität so lange hin und her, bis man den Überblick verliert, was jetzt überhaupt die Realität ist. Um zu überprüfen, wo sich Cobb befindet, dreht er einen Kreisel. Hört er irgendwann auf, ist Cobb in der Realität, dreht er sich weiter, ist er in der Traum-Ebene. Als man denkt, der Film ist vorbei dreht Cobb noch einmal den Kreisel und das Bild wird schwarz – Filmende. Dreht sich der Kreisel weiter und alles war doch ein Traum oder hört er auf? Der Kreisel fängt allerdings an zu schlingeln, was er in der Traum-Ebene niemals getan hat. Zusammen mit dem Fakt, dass Cobb genau wie sonst in der Realität im Vergleich zum Traum seinen Ehering nicht trägt, gehen die meisten davon aus, dass er sich tatsächlich in der Realität befindet.
Auch der nächste Film ist mit DiCaprio in der Hauptrolle:
#2 Shutter Island
Der Psychothriller aus dem Jahr 2010 von Martin Scorsese zeigt ebenfalls Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle und spielt mit dem Verständnis von Realität. U.S. Marshals Teddy Daniels (DiCaprio) und Chuck Aule (Mark Ruffalo) untersuchen das mysteriöse Verschwinden einer Patientin aus einer psychiatrischen Anstalt auf einer abgelegenen Insel. Während ihrer Ermittlungen stoßen sie auf dunkle Geheimnisse und beginnen, an der Realität und an sich selbst zu zweifeln. Es kommt allerdings raus, dass DiCaprio selbst Patient in dieser Anstalt ist und eigentlich Andrew Laeddis heißt. Die Ermittlerrolle des Teddy Daniels soll ihm helfen, die Realität zu akzeptieren, dass er selbst seine Frau ermordet hat. Somit sollen seine Wahnvorstellungen geheilt werden. Als man denkt, dass Teddy/Laeddis die Wahrheit endlich akzeptiert hat, richtet er sich in der Schlussszene an Chuck und sagt plötzlich, dass sie von der Insel fliehen müssen. Damit rutscht er zurück in die eigentlich erfundene Ermittlerrolle. Sind seine Wahnvorstellungen also doch nicht geheilt? Doch dann stellt Teddy/Laeddis selbst plötzlich die Frage: „Was wäre schlimmer: Zu leben wie ein Monster oder als guter Mann zu sterben?“ Weiß er also doch, wer er ist und dass er seine eigene Frau ermordet hat, kann aber mit diesem Wissen nicht leben? Die anstehende Lobotomie könnte ihn von diesen Qualen vermutlich erlösen. Und deshalb gehen Kritiker*innen auch davon aus, dass dies die wahrscheinlichste Erklärung für das Ende ist.
Weiter geht es mit einem Klassiker ebenfalls von Scorsese:
#3 Taxi Driver
Martin Scorseses Klassiker aus dem Jahr 1976, „Taxi Driver“, zeigt Robert De Niro in der ikonischen Rolle des Travis Bickle, eines mental angeschlagenen Vietnam-Veteranen, der als Taxifahrer in New York City arbeitet. Die Gewalt und der moralische Verfall der Stadt treiben Travis immer weiter an den Rand des Wahnsinns. Am Ende des Films verübt er ein blutiges Massaker, um eine junge Prostituierte (gespielt von Jodie Foster) zu retten. Bei dem Blutbad wird er selbst schwer verletzt und scheint seinen Verletzungen zu erliegen. In der Schlussszene wird Travis jedoch als Held gefeiert und kehrt zu seinem Taxifahrerleben zurück. Viele Zuschauer*innen fragen sich, ob diese Szene tatsächlich real ist oder ob Travis in seinen letzten Momenten eine Fantasie erlebt hat. Kritiker*innen argumentieren, dass das Ende möglicherweise Travis' Wunschtraum zeigt, als Held anerkannt zu werden, bevor er stirbt. Der Autor Paul Schrader, der die Vorlage als Buch schrieb, äußert sich selbst zu dieser These und sagt, dass das zwar nicht die Intention war, aber die Interpretation durchaus legitim ist. Tja, was heißt das nun. Dass er doch eigentlich tot ist oder dass er sich wirklich einfach real als Held feiern lässt? Was meinst du?
Der nächste auf der Liste ist ein weiterer kultiger Film mit einer unerwarteten Wendung:
#4 Fight Club
„Fight Club“ von David Fincher, basierend auf dem Roman von Chuck Palahniuk, ist ein weiterer Film, der die Zuschauer*innen mit seinem Ende verblüfft hat. Der namenlose Erzähler, gespielt von Edward Norton, erfährt gegen Ende des Films, dass Tyler Durden, verkörpert von Brad Pitt, eigentlich eine Projektion seines eigenen gespaltenen Geistes ist. In einem letzten Versuch, seine eigene Kontrolle zurückzuerlangen, schießt sich der Erzähler selbst in den Mund, um Tyler auszulöschen. Doch als die Gebäude um ihn herum einstürzen, bleibt die Frage offen, ob der Erzähler tatsächlich frei von Tyler ist oder ob er weiterhin in einem Zustand des Wahnsinns gefangen bleibt. Viele interpretieren das Ende als Darstellung der unaufhörlichen inneren Kämpfe, die der Erzähler mit sich selbst führt und doch scheint es geglückt zu sein. Der namenlose Erzähler hat eingesehen, dass er und Tyler die gleiche Person sind und durch den Schuss hat er sich von Tyler final getrennt.
Ein weiteres verwirrendes Ende finden wir in diesem Zeitreise-Kultfilm:
#5 Donnie Darko
Richard Kellys „Donnie Darko“ ist ein Film, der seine Zuschauer*innen in eine surreale Reise durch Zeit und Raum mitnimmt. Donnie, gespielt von Jake Gyllenhaal, erlebt seltsame Visionen, darunter einen unheimlichen Hasen namens Frank, der ihm das Ende der Welt prophezeit. Am Ende des Films kehrt Donnie in der Zeit zurück und opfert sich selbst, um die Ereignisse zu verhindern, die zur Zerstörung führten. Allerdings passiert eine Unregelmäßigekit in der vierten Dimension und es entsteht ein Paralleluniversum. Durch seinen eigenen Tod kann er das alternative Universum schließen. Die Zuschauenden fragen sich oft, ob Donnie wirklich sein Schicksal akzeptiert oder ob das gesamte Geschehen nur eine Halluzination war. Die Interpretation des Endes hängt stark davon ab, ob man glaubt, dass Donnie seine eigene Realität kontrollieren konnte oder ob er lediglich ein Spielball des Schicksals war.
Der nächste Film auf unserer Liste untersucht die feine Grenze zwischen Realität und Fantasie:
#6 Black Swan
„Black Swan“ von Darren Aronofsky ist ein Psychothriller, der die Zuschauer*innen mit der Geschichte der ehrgeizigen Ballerina Nina Sayers (Natalie Portman) in seinen Bann zieht. Als sie die Rolle des Schwarzen Schwans in Tschaikowskys „Schwanensee“ bekommt, beginnt Ninas psychische Verfassung zu bröckeln. In der Schlussszene führt sie eine fehlerlose Performance auf, bevor sie schwer verletzt entdeckt wird. Das Publikum fragt sich, ob Nina tatsächlich gestorben ist oder ob ihr Tod symbolisch für den Verlust ihrer Unschuld und den vollständigen Übergang zur dunklen Seite steht. Das Ende lässt offen, ob Ninas innere Dämonen letztendlich die Kontrolle übernommen haben.
Auch der nächste Film lässt Raum für Interpretationen:
#7 Enemy
Denis Villeneuves „Enemy“, basierend auf dem Roman von José Saramago, folgt dem Protagonisten Adam (Jake Gyllenhaal), der einen Doppelgänger entdeckt, der sein Leben zu übernehmen scheint. Das Ende des Films zeigt Adam, wie er eine riesige Spinne statt seiner Frau in seinem Schlafzimmer entdeckt, eine Szene, die viele Zuschauer*innen verwirrt zurücklässt. Die Spinne symbolisiert in diesem Kontext oft Angst und Unterwerfung, was zu der Theorie führt, dass Adam möglicherweise nie seinem Schicksal entkommen kann. Die surrealistische Darstellung macht es schwer, zwischen Realität und Metapher zu unterscheiden, was das Ende offen für vielfältige Interpretationen lässt. Co-Schauspielerin Sarah Gadon erklärt die Szene selbst wie folgt: „Ich glaube, die Spinne ist eine physische Erscheinung seiner Angst vor weiblicher Intimität. An der Stelle im Film, wo er in der Lage ist, einer Frau nahe zu sein, rastet er aus, und plötzlich werde ich zum Symbol seiner größten Angst."
Ein packender Thriller folgt nun, der ebenso viele Fragen aufwirft:
#8 Prisoners
In „Prisoners“, einem weiteren Film von Denis Villeneuve, wird die Geschichte zweier Familien erzählt, deren Töchter plötzlich verschwinden. Hugh Jackman spielt den verzweifelten Vater Keller Dover, der das Gesetz in die eigene Hand nimmt, während Detective Loki (Jake Gyllenhaal) versucht, den Fall zu lösen. Am Ende wird Keller in einer geheimen Grube gefangen gehalten, während Loki Hinweise erhält, die ihn zu Kellers Versteck führen könnten. Doch das Schicksal von Keller bleibt unklar, als der Film endet, bevor Loki ihn rettet. Ganz zum Schluss hört man allerdings ein Pfeifen, das von Dover aus dem Erdloch zu kommen scheint, wo er noch immer festsitzt. Diese offene Frage führt zu Diskussionen darüber, ob Keller jemals befreit wird oder ob seine Taten ihn letztendlich in die Isolation verdammen.
Abschließend werfen wir einen Blick auf ein Filmkunstwerk, das die Grenzen von Realität und Theater verwischt:
#9 Birdman
„Birdman (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ von Alejandro González Iñárritu ist ein cineastischer Genuss, der die Geschichte eines ehemaligen Superhelden-Darstellers, Riggan Thomson (Michael Keaton), erzählt, der versucht, sich als ernsthafter Schauspieler zu etablieren. Der Film endet auf verwirrende Weise: Riggan springt aus einem Fenster, und seine Tochter findet ihn kurz darauf nicht auf dem Boden, sondern blickt zum Himmel und lächelt. Diese Szene wirft Fragen auf, ob Riggan tatsächlich Selbstmord begangen hat oder ob er metaphorisch „abgehoben“ ist, um seine künstlerische Freiheit zu erlangen. Das Ende bleibt absichtlich mehrdeutig und regt zu zahllosen Spekulationen und Interpretationen an. Es gibt hierbei quasi zwei Lager. Das eine, das glaubt, dass seine Tochter lächelt, weil sie den Selbstmord schier nicht richtig fassen kann und das andere, das glaubt, dass sie den Hang zum Wahnsinn geerbt hat und nun glaubt, dass ihr Vater zum Himmel fliegt.
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