Streik in Hollywood: Was sind die Konsequenzen für die Filmproduktion?
Aktuell befindet sich halb Hollywood in einem Streik. Einige Produktionen wurden eingestellt. Doch welche Konsequenzen hat dies für die Filmproduktion?
In Hollywood streikt die Gewerkschaft Screen Actors Guild-American Federation of Television and Radio Artists (SAG-AFTRA) seit dem 14. Juli 2023. Die komplette PR-Arbeit und alle Marketingkampagnen sind jetzt für alle betroffenen Mitarbeiter*innen tabu. Stars erscheinen aus Solidarität nicht zu den Premieren und komplette Filmproduktionen werden vorübergehend oder auch teilweise endgültig gestoppt. Einige mögen jetzt denken: Die Stars haben doch eh alle genug Geld im Überfluss und verdienen sich eine goldene Nase allein mit Werbedeals. Doch das ist eine falsche Wahrnehmung. Worum es eigentlich bei den Streiks wirklich geht, was dahinter steckt und welche Konsequenzen der Streik hat, zeigen wir dir im Artikel.
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Es ist der erste Streik dieser Art seit 43 Jahren
Es dreht sich um jene, die im Kino nicht im Rampenlicht stehen, unerkannt und nicht verehrt werden. Es betrifft die zahllosen Schauspielerinnen und Schauspieler, die in Nebenrollen, als Statisten oder sogar als sogenannte (Stunt)Doubles für die großen Stars arbeiten und dabei um ihren Lebensunterhalt kämpfen müssen. Sie jonglieren zwischen mehreren Jobs, um ihren Traum von Hollywood zu verfolgen. Ihre Existenz ist von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck abhängig und oft wissen sie nicht, wie sie die nächste Miete bezahlen sollen. Der Streik der SAG–AFTRA zielt darauf ab, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen, insbesondere in Bezug auf grundlegende Dinge wie Krankenversicherung und Altersvorsorge.
Auf der nächsten Seite gehen wir auf weitere Forderungen ein.
Die Gründe und Forderungen des Streiks
Trotz der Prominenz, die viele Stars dem Arbeitskampf verleihen, liegt der Fokus wie bereits erwähnt eigentlich auf all jenen, die ihren Lebensunterhalt mit kleineren Nebenrollen oder als Statisten bestreiten. Die Mitglieder der Schauspielergewerkschaft SAG–AFTRA qualifizieren sich nämlich erst ab einem jährlichen Einkommen von 26.000 US Dollar für die gewerkschaftliche Krankenversicherung. Doch ein Großteil erreicht diese Grenze leider bei Weitem nicht. Die Streikenden führen dies unter anderem auf die Marktherrschaft von Streamingdiensten wie Netflix und Amazon Prime Video zurück, deren Geschäftsmodell im Gegensatz zu Fernsehsendern nur sehr geringe Tantiemen für die Schauspieler vorsieht.
Was die Streikenden noch fordern, erfährst du auf der nächsten Seite.
Künstliche Intelligenz ist ein großer Streitpunkt
Neben angemessenen Honoraren für ihre schauspielerische Leistungen, um sich für die Krankenkasse zu qualifizieren und keine zwei Nebenjobs noch zusätzlich ausführen zu müssen, fordern die Streikenden einen gewissenhafteren Umgang mit künstlicher Intelligenz. Schauspielerinnen und Schauspieler befürchten insbesondere, dass KI ihr Bild, ihre Stimme oder ihre Leistungen ohne Zustimmungen oder Vergütungen nutzen könnte. Auch die Autoren fürchten, dass die Studios bald Drehbücher von Softwares schreiben lassen könnten. Die Fähigkeit von künstlicher Intelligenz, kreative Ausdrucksformen zu imitieren, wurde bereits als „echte und unmittelbare Bedrohung für die Arbeit unserer Mitglieder“ von der SAG–AFTRA bezeichnet.
Welche berühmten Schauspieler*innen hinter dem Streik stehen, erfährst du auf der nächsten Seite.
Schauspieler berichten von ihren Erfahrungen
Es ist zudem von entscheidender Bedeutung, dass nicht nur die großen Stars, sondern auch diejenigen, die wirklich von den Auswirkungen betroffen sind, ihre Stimme erheben und über die oft unmenschlichen und schockierenden Bedingungen berichten, die durch den Aufstieg börsennotierter Streamingdienste entstanden sind. Betroffene packen nach und nach aus und erzählen von ihren Erfahrungen. Luke Cook, bekannt für seine kleinen Rollen in Serien wie „Chilling Adventures of Sabrina“ und „Dollface“, betonte dies eindringlich in einem TikTok-Video. Er gibt an, dass er keineswegs ein Millionär ist. Er fährt einen alten Mazda und hat mehrere Jobs, um seine Schauspielkarriere weiterhin verfolgen zu können, genau wie alle anderen auch. Als Vater von zwei Kindern ist es sein Wunsch, angemessen für seine Arbeit als Schauspieler entlohnt zu werden. Es ist einfach nicht akzeptabel, dass er trotz seiner Rollen in Serien mit einem weltweiten Millionenpublikum zusätzliche Jobs haben muss und nicht einmal die Fahrt zum Set bezahlt bekommt.
Auch die großen Stars zeigen den Betroffenen ihre Solidarität:
Daniel Radcliffe steht für die Unterlegenen ein
Daniel Radcliffe („Harry Potter“) gehört zu den äußerst wenigen Hollywood-Stars, die von ihrem Erfolg direkt leben konnten. In einem Interview mit Vanity Fair betonte er: „Ich gehöre zu den wenigen glücklichen Schauspielern, die eine starke Verhandlungsposition haben, wenn ich arbeite. Dies ist nicht die Erfahrung vieler Menschen. Ich denke, dass der Streik sowohl für Schauspieler als auch für Autoren notwendig ist, obwohl niemand möchte, dass es so weit kommt. Es ist entscheidend für die Weiterentwicklung der Branche.“ Und auch Margot Robbie, die aktuell die Hauptrolle im neuen „Barbie“-Film spielt, steht hinter der Entscheidung des Streiks.
Was Margot Robbie zu sagen hat, siehst du auf der nächsten Seite.
Margot Robbie verzichtet auf die Premieren ihres eigenen Filmes
„Absolut. Ich unterstütze alle Gewerkschaften. Ich bin Mitglied bei SAG, also stehe ich absolut dazu“, so Margot Robbie, die gerade auf den Premieren ihres neuesten Filmes „Barbie“ stehen müsste. Gemeinsam mit vielen anderen Schauspieler*innen macht sie sich stark für die Ungerechtigkeit, die sich hinter den Kulissen abspielt.
Die Streiks haben eine enorme Vielzahl an sehr weitreichenden Folgen für die Filmindustrie. Einige Regisseure stellen ihre Produktionen aus Solidarität ein, wenn sie nicht sogar gezwungen sind, diese einzustellen.
Welche Folgen der Streik für die Filmlandschaft hat, zeigen wir auf der nächsten Seite.
Die Auswirkungen des Streiks
Der Autorenstreik führte bereits zur Unterbrechung von beliebten Sendungen wie „Saturday Night Live“. Auch die Produktion von Serien wie „Stranger Things“, „Hacks“ und „Family Guy“ wurde ebenfalls ausgesetzt. Wenn nun auch Schauspielerinnen und Schauspieler streiken, werden viele weitere Produktionen betroffen sein. Doch nicht nur Dreharbeiten werden beeinträchtigt, sondern auch einige Promotionstermine. Ein Vorfall ereignete sich bei der Premiere des Films „Oppenheimer“ in London am 13. Juli, als Cillian Murphy, Emily Blunt und Matt Damon vorzeitig die Veranstaltung verließen. Obwohl der eigentliche Streik zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen hatte, wollten die Schauspieler ihre Solidarität mit dem Arbeitskampf zeigen.
Auch weitere Serien sind vom Streik betroffen.
CBS stellt das komplette Programm um.
Im Herbst werden insbesondere viele geplante Staffelstarts fiktionaler Serien auf CBS nicht wie geplant stattfinden können. Die Neuauflage von „Matlock“ mit Kathy Bates und die neuen Folgen von „The Equalizer“ werden auf unbestimmte Zeit verschoben. Um diese Lücken zu füllen, zeigt CBS stattdessen die erfolgreiche Serie „Yellowstone“, die eigentlich beim Paramount Network beheimatet ist und ab Staffel 1 ausgestrahlt wird. Auch das geplante Dreierpack des „FBI“-Franchises („Navy CIS“, „FBI“, „S.W.A.T.“) kann vorerst nicht weiterlaufen. Stattdessen werden Wiederholungen ausgestrahlt. Auch die neuen Folgen von „Young Sheldon“ müssen noch etwas auf sich warten lassen.
Auch für ein prominentes Paar macht sich der Streik spürbar.
Auch Meghan und Prinz Harry müssen auf ihre Produktionen warten
Nachdem ihr Millionen-Deal mit Spotify unerwartet beendet wurde, setzen Prinz Harry und Herzogin Meghan ihre Hoffnungen nun auf eine Zusammenarbeit mit Netflix. Beide haben angeblich bereits bedeutende Projekte für den Streaming-Giganten geplant. Doch dies wird sich durch den Streik jetzt wohl doch etwas anders abspielen müssen. Aktuellen Berichten zufolge könnte ihre Situation hierbei kritisch werden. Während Meghan derzeit an einem Prequel für die Verfilmung von Charles Dickens' „Große Erwartungen“ arbeitet, plant Harry angeblich eine Dokumentation über sein geliebtes Afrika. Die Streiks haben also einige Auswirkungen auf Produktionen aller Art. Eine Einigung gab es bisher noch nicht.